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Wenn schlechtes Coverdesign gefeiert wird - Eine Welt ohne ästhetische Maßstäbe?



Manchmal stolpert man über Buchcover, die so wenig mit professionellem Design zu tun haben, dass man sich fragt: "Ist das ernst gemeint – oder Satire?"Und dann kommen die Kommentare. „Wow, was für ein geniales Cover!“, „Mega gelungen!“, „Das schreit nach Bestseller!“ – und ich sitze da, mit 30 Jahren Erfahrung im Buchdesign, und frage mich: Sehen die das nicht?!


Von Hobby-Designs und Pseudo-Verlagen


Das Problem liegt oft bei Kleinverlagen oder Selfpublishern, die entweder selbst keine Ahnung von Design haben oder bewusst auf den Massengeschmack setzen, ohne Wert auf Ästhetik oder Markenbildung zu legen. Manche dieser „Verlage“ bestehen nur aus einer Person, die ihre eigenen Bücher unter einem Verlagspseudonym veröffentlicht – was in Ordnung wäre, wenn die Qualität stimmen würde.


Doch stattdessen bekommen wir lieblos zusammengewürfelte Bildkompositionen, kitschige Schriften und unpassende Elemente. Der tätowierte Rocker neben dem quietschbunten Totenkopf? Check. Die übertrieben fröhliche Frau mit Tulpen im Kontrast zum düsteren Titel? Check. Ein wildes Sammelsurium aus Trend-Elementen, die nicht harmonieren? Doppelt check! Manches erinnert an Collagen aus der Kindheit, aus dem Quelle Katalog ausgeschnitten und zusammengewürfelt.


Warum wird das gefeiert?

Die traurige Wahrheit: Weil es funktioniert.

In der heutigen Social-Media-Welt wird nicht das beste Design belohnt, sondern das, was laut, schrill und billig ist. Dazu kommt, dass viele Kommentatoren in diesen Buchgruppen gar nicht ehrlich sind – sie wollen entweder einfach nett sein oder hoffen auf Gegenlob für ihre eigenen Werke. Oder haben ganz einfach keine Ahnung von den Ansprüchen des Buchmarktes.


Ehrliche Kritik? *Unerwünscht.*

Kommentiert man, dass ein Cover chaotisch oder amateurhaft aussieht, wird der Beitrag gelöscht oder man gilt als „Neider“. Oder dass man ja nur verkaufen will. Denn in diesen Kreisen ist es oft wichtiger, sich gegenseitig zu pushen, als echte Qualitätsmaßstäbe anzulegen.


Warum das Coverdesign trotzdem zählt

Ein Cover ist kein bloßes Beiwerk – es ist die "Visitenkarte eines Buches". Es transportiert Emotionen, spricht die richtige Zielgruppe an und sollte auf den ersten Blick vermitteln, was den Leser erwartet. Ein schlechtes Cover mag kurzfristig Aufmerksamkeit erregen, aber langfristig schadet es dem Ruf eines Autors oder Verlages.


Ein gutes Design ist kein Zufallsprodukt, sondern ein Handwerk. Und so sehr die „Wow, tolles Cover!“-Blase auch ihre eigenen Kreationen feiert, Qualität setzt sich am Ende durch – zumindest möchte ich daran glauben.


Vielleicht wird es Zeit, dass wir wieder anfangen, ehrlich über Buchdesign zu sprechen. Auch wenn das bedeutet, dass der eine oder andere Beitrag gelöscht wird.

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