Amazon unterstützt Rachebewertungen - und lässt Autoren damit schutzlos zurück
- Redaktion
- vor 1 Tag
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Man stelle sich vor, man arbeitet monatelang, manchmal jahrelang an einem Buch. Man blutet Herz, Zeit, Geld und Mut hinein, überarbeitet, zweifelt, verbessert – und dann geschieht etwas, das all das binnen Sekunden zerstören kann: ein einziger Stern.
Nicht weil das Buch schlecht ist. Nicht weil der Leser enttäuscht war. Sondern weil jemand es darauf anlegt, zu schaden.
Hassbewertungen. Ein Phänomen, das in der digitalen Buchwelt längst Alltag geworden ist – und gegen das man sich kaum wehren kann. Sie kommen gezielt, oft direkt nach einer Reihe guter Rezensionen. Sie kommen ohne Text, ohne Erklärung, ohne Kaufnachweis. Und sie treffen nicht nur das Ego eines Autors, sie treffen sein gesamtes Schaffen. Denn sie reißen den Bewertungsdurchschnitt nach unten – gnadenlos und unwiderruflich.
Amazons System: Eine offene Tür für Rachsucht
Das Schockierende ist nicht nur die Bosheit mancher Menschen, sondern wie leicht Amazon es ihnen macht. Man muss das Buch nicht gekauft haben. Man muss es nicht gelesen haben. Es reicht ein Klick. Ein Stern. Kein Text nötig. Kein Beweis. Kein Hintergrund. Kein Filter. Und das war’s.
Während andere Plattformen wenigstens einen Kaufnachweis oder eine schriftliche Begründung verlangen, reicht Amazon ein einfacher Account – und ein Impuls der Missgunst. Rezensionsterror ist so einfach wie ein Like auf Instagram.
Und wehe, man versucht, sich zu wehren. Denn selbst wenn es offensichtlich ist, dass die Bewertung rachsüchtig, manipulativ oder diffamierend ist – ohne Text ist sie praktisch unantastbar. Amazon prüft nur schriftliche Rezensionen. Ein bloßer Stern? Bleibt. Für immer. Man ist ihm ausgeliefert wie einer feindlichen Macht, die nicht mal den Mut hat, ihre Tat zu begründen.
Der stille Angriff: Wenn man nichts beweisen darf
Man kann Amazon kontaktieren, melden, erklären. Doch wenn kein Text vorliegt, gibt es angeblich nichts zu prüfen. Selbst bei Bewertungsmustern, die ganz offensichtlich koordiniert sind – etwa drei 5-Sterne-Bewertungen, gefolgt von einer 1-Stern-Bewertung im Dauerrhythmus – bleibt jede Reaktion aus. Es sei „subjektive Wahrnehmung“, heißt es. Doch das ist ein Freifahrtschein für Neid, Missgunst, persönliche Rechnungen – und gezielte Zerstörung.
Was müsste sich ändern?
Viel. Und dringend. Amazon müsste endlich Verantwortung übernehmen und:
* anonyme Sternbewertungen ohne Text nicht mehr zulassen.
* nur Bewertungen von verifizierten Käufern zulassen.
* Muster erkennen und blockieren – wie wiederholte 1-Stern-Bewertungen von denselben IP-Adressen oder Accounts ohne Kaufhistorie.
* Autoren ein echtes Einspruchsrecht geben, das nicht in Worthülsen endet.
Denn solange Hass so einfach ist, wird er genutzt. Und zwar nicht von Kritikern, sondern von Feiglingen.
Wer tut so etwas?
Es sind selten Fremde. Es sind Menschen, die einen kennen. Oder glauben, einen zu kennen. Die einen gesehen haben, wie man wächst – und das nicht ertragen. Es sind Menschen, die nicht schaffen, was du geschafft hast. Und statt selbst zu kämpfen, versuchen sie, dich kleinzumachen. Still. Feige. Mit einem Klick.
Diese Menschen schreiben keine Argumente. Sie schreiben keine Rezensionen. Sie schreiben nur Sterne. Sterne, die nicht leuchten, sondern vernichten sollen.
Und jetzt?
Jetzt ist es Zeit, laut zu werden. Sich nicht mehr zu verstecken. Denn Schweigen schützt nicht. Und Demut nützt nichts gegen Neid. Wer schreibt, wer erschafft, wer seine Seele in Buchstaben legt, hat ein Recht auf Schutz. Und Leser haben ein Recht darauf, zu erkennen, welche Kritik echt ist – und welche nur Rache.
Denn am Ende sind Hasssterne keine Kritik am Buch. Sie sind ein Spiegel des Bewerters. Und manchmal erkennt man in diesem Spiegel mehr, als einem lieb ist.