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Wenn Wahrheit weh tut: Warum ein Anti-Bad-Boy-Thriller plötzlich mit 1-Stern-Bewertungen überzogen wird


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Es gibt Bücher, die nicht leise bleiben. Sie graben sich unter die Haut, öffnen alte Wunden, verärgern Schutzmechanismen und zwingen Lesende, hinzusehen statt wegzuschauen. Wenn eine Autorin in einem Psychothriller den toxischen Mann entromantisiert, seine Maske abreißt und die hässliche Wahrheit hinter Macht, Manipulation und Gewalt zeigt, dann trifft das nicht nur den Nerv der Zeit – es trifft auch empfindliche Egos.


In diesem Fall offenbar das Ego jener, die im Dark-Romance-Genre seit Jahren Männerfiguren verherrlichen, die Frauen kontrollieren, erniedrigen oder brechen – und das Ganze als Leidenschaft verkaufen. Leserinnen und Schreiberinnen dieser Romane fühlen sich plötzlich entlarvt, wenn ein Buch nicht länger das „Bad-Boy-Märchen“ bedient, sondern die psychische Gewalt dahinter zeigt.


Die Reaktion folgt prompt: gebündelte 1-Stern- und 2-Sterne-Bewertungen, ohne Text, ohne Begründung, aber mit klarer Absicht. Nicht aus Kritik, sondern aus Rache. Es geht nicht mehr um Literatur – es geht um verletzten Stolz.


Ein Thriller, der aufrüttelt, anstatt zu verklären, wird zur Zielscheibe jener, die sich in ihrer Illusion bedroht fühlen. Denn wer jahrelang Geschichten konsumiert hat, in denen Missbrauch als „tiefe Liebe“ verklärt wird, empfindet den Blick auf die Realität als Angriff auf die eigene Fantasie.


Dabei wollte die Autorin nichts verbieten. Kein Genre, keine Vorlieben, keine Geschichten.

Es ging ihr lediglich um Verantwortung – um einen einfachen Hinweis am Anfang solcher Bücher:

dass psychische Gewalt, Kontrolle und Demütigung keine Liebe sind.


Dieser Hinweis hätte niemandem geschadet, aber vielleicht jungen Mädchen geholfen, toxisches Verhalten als Warnsignal zu erkennen – nicht als romantisches Ideal.


Dass aus dieser Haltung eine Welle aus Neid und Rache entstand, ist sinnbildlich für unsere Zeit: Wer Missstände anspricht, wird nicht selten bestraft, während diejenigen, die sie schönreden, beklatscht werden. Doch gerade deshalb braucht es Bücher, die die Wahrheit zeigen – auch, wenn sie weh tut.


Die Autorin:

„Die Rachebewertungen erfolgten regelmäßig direkt nach ehrlichen 5-Sterne- und 4-Sterne-Rezensionen. Eine konzentrierte Serie von 1-Stern-Bewertungen drückte den zuvor stabilen Fünf-Sterne-Durchschnitt meines Thrillers feige auf 3,9 herunter – ohne jede inhaltliche Begründung. Leider kann man bei Amazon ein Buch bewerten, ohne es je gekauft oder gelesen zu haben. Und Bewertungen ohne schriftlichen Kommentar lassen sich dort nicht löschen. Hier müsste sich dringend etwas ändern“, sagt Christin Drawdy, Autorin des Psychothrillers „Jenseits der Trauer – Tödliche Vergangenheit“.


Bereits im Vorfeld hatte sie im Dark-Romance-Bereich heftige Gegenreaktionen erlebt und war auf Anfeindungen vorbereitet.

„Manche fühlen sich offenbar persönlich angegriffen, wenn Fiktion plötzlich einen Spiegel vorhält“, so Drawdy. „Ich hoffe, dass eines Tages Einsicht den Zorn ersetzt.“


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