Wenn Buchliebe nur programmiert ist:Wie Kl gefälschte Rezensionen zur neuen Gefahr für Autorinnen und Autoren macht
- Redaktion Chrissy
- vor 1 Tag
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Wenn Buchliebe nur programmiert ist: Wie KI gefälschte Rezensionen zur neuen Gefahr für Autorinnen und Autoren macht
Es ist ein stiller, aber wachsender Betrug: Immer mehr sogenannte Buchblogger veröffentlichen Rezensionen, ohne das Buch je aufgeschlagen zu haben. Stattdessen lassen sie Künstliche Intelligenz für sich schreiben – auf Basis anderer Rezensionen, Klappentexte oder automatisierter Zusammenfassungen. Was zunächst wie cleveres Zeitmanagement klingt, untergräbt etwas ganz Zentrales: ehrliche Lesermeinungen.
KI-Tools wie ChatGPT, Jasper oder Neuroflash können heute in wenigen Sekunden eine komplette Buchrezension generieren – auf Wunsch sogar mit Sternebewertung, angeblichem Lieblingszitat und einer Auflistung von emotionalen Höhepunkten.
Die Grundlage? Oft nicht das Buch selbst, sondern:
– der Klappentext,
– Rezensionen anderer Leserinnen und Leser,
– stichwortartige Inhaltsangaben.
Besonders beunruhigend: Diese Rezensionen sehen auf den ersten Blick seriös aus – doch sie sind in Wahrheit komplett erfunden.
Wer genau liest, erkennt bald typische Muster:
– Keine konkreten Inhalte: Weder werden Figuren beim Namen genannt noch zentrale Szenen beschrieben.
– Wortgleichheiten: Viele KI-Texte enden mit Sätzen wie:
„Eine emotionale Achterbahnfahrt, die man nicht aus der Hand legen kann.“
„Wer Bücher mit Tiefgang mag, wird dieses lieben.“
„Ein mitreißender Roman, der noch lange nachhallt.“
Solche Sätze wirken auf den ersten Blick stimmig – aber sie sagen nichts aus.
Für Autorinnen und Autoren bedeutet dieser Trend, dass ihre Bücher bewertet werden, ohne gelesen zu werden. Das verfälscht die Wahrnehmung, verzerrt Verkaufszahlen und kann echte Leserstimmen verdrängen.
Noch schlimmer: Manche nutzen gezielt Fake-Rezensionen zur Manipulation – ob zur Eigenwerbung oder um unliebsame Konkurrenz schlecht aussehen zu lassen.
Längst bleibt das nicht mehr unbemerkt. Auch Verlage, Literaturagenturen und Plattformbetreiber beobachten die Entwicklung mit wachsender Besorgnis, da der Vertrauensverlust gegenüber Rezensionen auch ihre eigenen Bücher und Marktstrategien betrifft.
Echte Bloggerinnen und Blogger lesen jedes Buch – ganz. Sie nennen konkrete Szenen, Figuren, Entwicklungen. Sie schreiben mit Persönlichkeit – nicht mit Baukastenfloskeln. Sie setzen sich ehrlich mit Schwächen auseinander. Und sie beenden ihre Rezensionen nicht mit einem künstlich klingenden Schlusssatz wie:
„Ein packendes Leseerlebnis für alle, die emotionale Geschichten mit Tiefgang lieben.“
Wer Bücher liebt, sollte auch ehrlich über sie sprechen – oder es ganz lassen. KI kann vieles, aber keine echte Meinung ersetzen. Als Autorin oder Autor verdient man keine Floskeln, sondern echte Leserinnen und Leser, die das Werk wirklich kennen. Es liegt an uns allen, diesen Unterschied sichtbar zu machen – bevor Buchliebe zur Datenmasse verkommt.